FAUN
der Wind und des Windes
Windhose sind manchmal
wie ein Faun - zerzausen
die Wolken und meine Gedanken auch
ein Faun - springend hüpfend
und voll ekstatischen Tanzes
durchreitet er die dünne Luft
zwischen dem Sein und Nichtsein
in Windeseile
im Licht und
in der Sonne versunken
atmet er tief
und langsam ein
und atmet aus
eine geheimnisvolle
erotische Welt
der Wälder Täler und Seen
die unter Seiner Haut
wie ein Fluss schlummert
auch unsere Welt zeichnet
sich in seinem Blick
in seinem Lächeln
ein Faun.
LIEBE
fremd und vertraulich
kam die Liebe
und es war keine
Überraschung darin
die man tief in der Tasche hält
in der Hosentasche übrigens
verzaubert im Geschehen des Augenblicks
kam sie als Offenbarung
sie hatte Geduld viel Geduld
und schenkte den Faunen einen Kuss.
ENGEL
um Mitternacht als die
silberne Sichel schon
überm Horizont zu erkennen war
legte ein Engel seine Flügel
still und traurig entmutigt
in die noch freie Zimmerecke.
SCHMETTERLING
mit aufgerissenen Augen
trotzt du der Welt
mit geschlossenen
verneinst du sie
schlaf schlaf
in der Nacht
wächst ein neuer Wurm
beim Morgengrauen
erwacht er
in den Farben
des Lichts.
ENGEL
das wissen wir nicht, wir
Engel, was in dieser Welt
noch passiert - wir überqueren
das Jenseitige - wir sind
die Brücke dahin.
ZWEI FAUNE
Horn an Horn
Hufe an Hufe
da lagen sie umarmt
im blauen Schein
der Dämmerung
versunken
noch nicht erahnend
des Taus silberne Tropfen
der Abendkuss im fahlen
Blinzeln des Mondes
wärmte ihre Lippen
da lagen sie
auf der Lichtung
an einen heiligen Baum
angelehnt
schliefen sie
sanft und sachte ein
das schimmernde sinkende Licht
im Schilf noch verankert
lag auf dem Wasserspiegel
wie eine letzte Bernsteinperle
und summte still und langsam
das Abendlied der Faune.
RUF
wach auf wach auf
riefen die Stimmen aus der Ferne
sie klangen wie ein Gesang
des Wassers und des Windes
es lag keine Verwirrung
in der nächtlichen Luft
als Deine Arme voller Wärme
und Zärtlichkeit mich umarmten
sinnlich knisterte die Luft.